Immense Strecken, spektakuläre Tierbegegnungen und eindrucksvolle Natur – das war Kanada
- Lea
- 19. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Reisebericht I Nordamerika
Kanada – wir haben unser Ziel und damit das letzte Land unserer Reise erreicht. Vom südlichsten Punkt in Südamerika mehrere tausend Kilometer weit entfernt. Das zweitgrösste Land der Welt. Wir haben es geschafft!

Unser letzter Grenzübertritt verlief für unser Gefühl fast schon zu einfach und zu organisiert. Wir waren nämlich ein bisschen nervös vor dieser Grenze. Nicht, weil wir es uns kompliziert vorgestellt hätten, sondern weil die Einreise nach Kanada für uns ein Meilenstein markiert. Seit Anfang unserer Reise (und natürlich auch schon lange vorher) sprachen wir über dieses Land. «Es wär scho irgendwie ungloublich, bis nach Kanada z’reise.» oder «Mit üsem eigete Outo bis nach Kanada z cho isch e Troum vo üs.» Und doch war es eben lange «nur» ein Traum. In diesem Moment des Grenzübertritts wurde aus dem Traum aber tatsächlich Realität.
Und Kanada hat nochmals richtig viel zu bieten!
Viele andere Reisende haben uns bereits «gluschtig» gemacht auf Kanada. Und auch wir können Kanada als Reisedestination nur empfehlen, am besten natürlich mit einem Camper. :)
Aber eins muss man wissen, wenn man nach Kanada reist: Die Distanzen sind enorm! Kein Wunder, denn Kanada ist mit einer Fläche von 9’985’000 km² das zweitgrösste Land der Welt, direkt hinter Russland auf Platz eins und vor China auf Platz drei. Während unseren gut sechs Wochen in Kanada haben wir rund 9000 Kilometer zurückgelegt. Das sind einmal von der Schweiz ans Nordkap, dann runter bis Athen und wieder zurück in die Schweiz. Also für uns Europäer sehr, sehr weit! Und dass man auf einer Reise durch ein so grosses Land unglaublich viel sieht und erlebt ist naheliegend. Wir starten diesen Blog ganz im Westen von Kanada, mit ganz grossen Emotionen.
Emotionen
Schon lange war es ein Traum von uns – quasi ein Traum innerhalb des Traums, den wir uns mit dem Fahren der Panamericana erfüllt haben – einmal nach Vancouver Island zu reisen. Also blieben wir gar nicht lange auf dem Festland, sondern fanden uns bereits am zweiten Tag nach der Ankunft in Kanada an Bord einer Fähre, um nach Vancouver Island zu kommen. Ungefähr zwei Wochen wollten wir hier verbringen.
Feuchte und leuchtende Äuglein gab’s ein Paar mal in diesen vierzehn Tagen. Vielleicht waren wir generell emotionaler, da wir langsam realisierten, dass wir unser «Ziel» erreicht haben und es langsam dem Ende dieses grossen Abenteuer entgegen ging. Vielleicht lag’s aber auch einfach daran, dass die Erlebnisse auf Vancouver Island ECHT einfach unglaublich waren!
An den ersten beiden Tagen waren die Augen allerdings nicht aufgrund von positiven Emotionen gefüllt mit Wasser. An Tag zwei in Kanada ging’s ja mit der Fähre bereits nach Vancouver Island. Dort angekommen, im härzigen Städtchen Victoria, legte es Mario wegen einer Migräne zuerst einmal einen halben Tag lang flach. Die Schlafplatzsuche am Abend stellte sich ebenfalls als grosse Herausforderung dar: An vielen Orten ist das Übernachten nicht erlaubt und an vielen anderen Orten ist ein Übernachtungsplatz nur mit Bargeld zu bezahlen - und Bargeld hatten wir noch nicht. Irgendwann fanden wir einen Platz am Rande einer Kiesgrube; nicht sehr idyllisch, aber wir waren einfach froh, etwas gefunden zu haben und sowieso sehr müde vom Tag. Also Stand nur noch Starlink aufstellen, Abendessen kochen und etwas Netflix schauen auf dem Plan. Doch: Wo war unser Starlink-Fuss?! Wir durchsuchten unseren kleinen «Keller». Die Suche dauerte bei einer so kleinen Fläche natürlich nicht lange und wir erinnerten uns, dass wir den Starlink-Fuss offenbar auf dem Festland verloren hatten! Das gibt es doch nicht! Das bedeutete: Kein Internet, kein Netflix an diesem Abend. Was an sich ja wirklich gar nichts Schlimmes ist! Doch die Reihe an mühsamen Umständen (Migräne, Schlafplatzsuche, Starlink-Fuss am Festland) an einem Tag zog unsere Stimmung dann doch runter! Wenn man lange unterwegs ist, sind die Stimmungsschwankungen und Gefühlslagen enorm – in einem Moment ist alles gut, und schon nur zwei/drei mühselige Ereignisse machen, dass man die ganze Reise in Frage stellt. Jedenfalls uns ging es manchmal so. So fuhren wir am nächsten Morgen wieder zurück zum Hafen, mit der Fähre (ohne Auto) zurück nach Vancouver und dort zu Fuss zum Ort, wo wir vermutlich unseren Starlink-Fuss vergessen hatten. Wir suchten eine ganze Weile, doch natürlich war der Fuss nicht mehr da… Also wieder mit der Fähre zurück nach Vancouver Island, in einen Baumarkt fahren und aus irgendwelchen Holzbrettern einen Starlink-Fuss basteln. Zumindest mussten wir an diesem zweiten Abend nicht mehr lange für einen Schlafplatz suchen. Der zwecksmässige Platz an der Kiesgrube tat es auch ein zweites Mal. Ja, auch das ist Reisen. Und ja, auch das sind Emotionen. :)
Vancouver Island
Vancouver Island hat eine unglaublich schöne Natur. Wälder, Seen, Flüsse, Berge. Wir unternahmen viele Wanderungen, campten an den idyllischsten Stellplätzen direkt am Meer und fotografierten viel. Vorallem das Wildlife hat es uns angetan, denn die Insel ist Heimat vieler verschiedener Land- und Meerestiere. Bei jeder Wanderung hofften wir, einen Bären zu sehen. – Selbstverständlich wanderten wir ausschliesslich MIT Bärenspray. :) Wir gaben schon fast die Hoffnung auf, doch am letzten Abend unseres 14-tätigen Vancouver Island Roadtrips, auf der Fahrt von Tofino zurück nach Victoria schauten wir rechts aus dem Fenster und schrien gleichzeitig «ein Bär!». Der Schwarzbär mampfte gemütlich etwas von der Strasse entfernt seine Grassbüschel und liess sich so gar nicht aus der Ruhe bringen. Wir hingegen waren komplett aus dem Häuschen und freuten uns riesig! Wie geschrieben – feuchte Äuglein inklusive. Damals wussten wir ja nicht, ob dies unser erster und gleichzeitig auch letzter Bär der Reise sein wird. Jetzt wissen wir: in den kanadischen Rockies kam es zu noch weiteren Bärenbegegnungen!
Ein weiteres Highlight auf Vancouver Island war die geführte Bootstour ab Campbell River. Knapp zehn Minuten nach dem Ablegen hiess es: «There is a pod of orcas!» Und da waren sie tatsächlich! Wieder feuchte Äuglein! Ruhig, wunderschön und majestätisch bahnten sie sich ihren Weg durchs Wasser, vor einer unglaublichen Kulisse mit Wäldern und Bergen! Es war einfach fantastisch, dass wir unseren Lieblingstieren (oder jedenfalls eines davon, wir haben ja mittlerweile viele Lieblingstiere) ein zweites Mal auf dieser Reise begegnen durften! Hier geht’s übrigens zum Blog indem wir von unserer ersten Orca-Begegnung in Argentinien berichten.
Rocky Mountains
Von Vancouver Island ging’s auf direktem Weg in die Berge, in die Rocky Mountains. Oder besser geschrieben: In die beiden weltbekannten Nationalparks Jasper und Banff. Die Strecke bis dorthin zog sich, war aber auch schon sehr sehenswert mit allen Seen, Bergen und Wäldern. Und übrigens erreichten wir kurz vor dem Jasper Nationalpark den nördlichsten Punkt unserer Reise. Breitengrad: 52° N. Zum Vergleich: Ushuaia liegt auf dem 54-igsten Breitengrad Süd.
Im Jasper Nationalpark erlebten wir die eindrücklichste Bärenbegegnungen. Ein ausgewachsener Grizzly lief am Strassenrand direkt in unsere Richtung. Sehr gemütlich, sehr gemächlich und sehr, sehr gross! Der braune Bär mit seinen acht Zentimeter langen Krallen lief gerade mal zwei Meter von unserem Auto entfernt an uns vorbei. Ob wir Angst hatten? Nein, Angst hatten wir nicht! Aber Emotionen aller Art trafen aufeinander: Freude, Respekt, Bewunderung, Staunen und Stolz. Stolz vor allem für das Bild, das in diesem Moment entstanden ist. Und übrigens sind diese Bilder nicht zugeschnitten – der Grizzly war effektiv so nahe!
Wir genossen die Zeit in den beiden Nationalpark sehr! Wir wanderten viel und die Landschaft liess uns immer wieder Innehalten und Staunen. Auch die Zeit im Camper, entweder ausserhalb der Parks auf einem Freistehplatz oder in den Parks auf einem Campingplatz genossen wir sehr. Es war einfach sehr entspannt und die Kulisse immer atemberaubend schön!
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