Pantanal I Feuchtgebiet I Tierbeobachtung I Brasilien
Auf ein Highlight folgt das nächste. So jedenfalls kommt uns unsere Reise bis jetzt vor. Alle Punkte auf unserer Bucket List werden nach und nach abgehackt und Dinge, von denen wir schon so lange geträumt haben, wurden Wirklichkeit. Orka-Beobachtung auf Valdes, Pinguine in freier Wildbahn beobachten, vor dem Perito Moreno zu stehen, zum Cerro Fitz Roy zu wandern, auf der Carretera Austral zu fahren, in Mendoza Weine verkosten, Nächte lang in den sternenübersähten Himmel in der Atacama-Wüste blicken, die Atacama-Wüste an sich besuchen, die Lagunenroute fahren, auf dem grössten Salzsee der Welt zu stehen, Städtetrips in La Paz und Sucre, in die Mine in Potosi zu steigen und und und. Es sind aber nicht nur DIE Highlights, die unsere Reise ausmachen. Dazwischen durchfahren wir immer wieder unverhofft wunderschöne Landschaften und sehen für uns unbekannte Dinge. Und was noch unvergesslicher ist und was das Reisen auch ausmacht, sind die Begegnungen mit anderen Reisenden und den Locals. Gerade das sind die Erlebnisse, die man von Zuhause aus nicht planen kann, die aber unvergesslich sind und bleiben. Teilweise sagen wir zueinander: «Wenn die Reise jetzt aus irgendeinem Grund vorbei wäre, wäre das gar nicht mal so tragisch. Wir haben schon sooooo viel gesehen und erlebt.» Aber es sollen noch weitere Highlights folgen und wir freuen uns sehr, auf das, was noch alles kommt! Anfangs Juli nämlich stand ein weiteres Highlight an.
Hola Paraguay
Aber bevor wir das Pantanal besuchen konnten, standen Autoreparaturen an. Dafür sind wir in eine Werkstatt nach Paraguay gefahren. Da wir bei unserem letzten Werkstattbesuch in Bolivien (siehe letzter Blog) schlechte Erfahrungen mit dem lokalen Mechaniker gemacht haben, entschieden wir uns, die anstehenden Reparaturen – die unter anderem wegen unserem Werkstattbesuch aufgetreten sind – selbst in die Hand zu nehmen. Eine deutsche Auswandererfamilie hat in Caacupé, nahe der Hauptstadt, einen Campingplatz mit Zugang zu einer Werkstatt eröffnet. Alles nach europäischem Standard natürlich. :) Ein Maschinenpark in top Zustand inklusive Grube für jegliche Autoreparaturen. Insgesamt verbrachten wir zehn Tage bei Astrid und Christian und konnten alle notwendigen Reparaturen vornehmen. Unser Jumper erhielt sogar neue AT-Reifen (Reifen die sich für alle Terrains eignen wie Steine, Sand usw.). Und nicht nur das: Am Abend kochten wir gemeinsam, spielten gemeinsam Dart und genossen den Austausch und die Gemeinschaft. Insgesamt haben wir diese zehn Tage sehr genossen, auch wenn wir viel am Auto gewerkelt haben.
Wasser, Wasser, Wasser - Wasserfälle in Iguazú
Eine südamerikanische Sehenswürdigkeit wollten wir eigentlich, aufgrund unserer Route, schweren Herzens auslassen. Die Iguazú-Wasserfälle in Brasilien und Argentinen lagen ursprünglich einfach nicht auf unserem Weg. Aber da wir nun bereits in Paraguay waren und dieses Naturwunder nur noch knapp 300km von uns entfernt war, entschieden wir uns kurzerhand, doch dorthin zu fahren. Und das war es definitiv wert! Die Wassermassen, die dort jede Sekunde herunterdonnern sind einfach atemberaubend. Wir sind mehr als froh, dieses Highlight nicht ausgelassen zu haben!
Jetzt aber los!
Mit unseren ersten Reisefreunden Fiona und Felix haben wir schon im Januar darüber gesprochen, das Pantanal in Brasilien gemeinsam zu besuchen. Einfach, weil wir nicht genau wussten, wie die Strassenverhältnisse dort sein werden und die Kombination von Citroen Jumper und Toyota LandCruiser schien uns dafür ganz gut geeignet. Nach den Iguazú-Wasserfällen, wo wir auch das Erste Mal brasilianischen Boden betreten haben, ging es für uns daher los in Richtung Pantanal.
Das Panatal ist das grösste Binnenland-Feuchtgebiet der Welt. Es erstreckt sich über Paraguay, Bolivien und Brasilien, während sich in Brasilien der grösste Teil befindet. In der Regenzeit steht fast das ganze Gebiet von etwa 200'000 km2 komplett unter Wasser. Daher auch der Name Pantanal, was auf portugiesisch Feuchtgebiet/Sumpf bedeutet. Das Gebiet besteht aus zahlreichen Flüssen, Wäldern, Seen und Lagunen. Es ist bekannt für seine dichte Artenvielfalt und ist Heimat für unzählige Pflanzen- und Tierarten.
In Brasilien ist das Pantanal in zwei Regionen aufgeteilt, in einen südlichen und einen nördlichen Teil. Da wir von Süden her kamen, stand logischerweise zuerst das südliche Pantanal an. In Bonito startete unsere «Pantanal-Tour». Dort standen wir für zwei Tage auf einer Farm, die ein kleines Paradies ist. Zum Grundstück gehört ein kleiner Fluss, mit kristallklarem Wasser, wo wir schwimmen und uns abkühlen konnten. Mehrmals täglich sahen wir rote und blaue Aras, Tukane und sonstige Vögel, die wir zuvor noch nie gesehen haben. Zu unserem Erstaunen lief sogar ein Ameisenbär über das Grundstück! (leider haben wir den mit der Kamera nicht erwischt). Wir verbrachten viel Zeit mit dem Beobachten und Fotografieren der Tiere und waren einfach erstaunt und glücklich darüber, wie viel Wildlife wir direkt in den ersten Tagen im Pantanal beobachten konnten. Eine Auswahl unserer Bilder finden sich im Bildslider.
Off-Road durchs südliche Pantanal
Eine unbefestigte Staub-Piste wollten unsere Freunde Fiona und Felix schon von Beginn an fahren. Sie nannten es immer «Off-Road-Strecke», sodass für uns klar war, dass wir dort mit unserem Jumper nicht mitfahren werden, und stattdessen die asphaltierte Hauptstrasse bis nach Corumbá, unserem nächsten Fixpunkt, nehmen werden. Es stellte sich aber dann heraus, dass diese Off-Road-Strecke einfach eine Schotter-Strasse war, die während der Trockenzeit (Juni bis September) wohl gut befahrbar sein sollte. So entschieden wir uns, doch mitzufahren.
Die einzige Herausforderung war, dass die Strasse auf Google Maps unterbrochen war. Ein Abschnitt von etwa fünf Kilometer ist dort einfach nicht eingezeichnet… (siehe Screenshot, letztes Bild im Slider)
So wussten wir natürlich nicht genau, wie die «Strasse» dort sein wird und damit wurde das Fahren dieser Strecke doch ein Offroad-Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Im Nachhinein haben wir aber nicht einmal gemerkt, wann wir uns in diesem nicht eingezeichneten Abschnitt befunden haben, die Strasse verlief ganz normal weiter. :) Die Strasse war sogar in einem ziemlich guten Zustand, sodass es von einem Off-Road Abenteuer weit entfernt war.
Das Fahren dieser Strasse hat sich sowas von gelohnt! Wir sahen jede Menge Kaimane, Vögel aller Art, Capibaras, Wildschweine, Gürteltiere usw. Und wir staunten nicht schlecht, als auch noch ein Jaguar direkt vor uns die Strasse überquerte! Die Sichtung eines Jaguars ist natürlich das absolute Highlight eines jeden Pantanal-Besuchs. Während der ganzen Fahrt, hielten wir immer Ausschau nach der Wildkatze. Dass wir dann direkt vor unserem Auto einen über die Strasse gehen sehen, hätten wir uns niemals erträumen können. Unglaublich! (Achtung, das zweitletzte Bild im Slider ist eine Vogelspinne)
Fluss-Floss-Fährfahrt
Bereits im Voraus haben wir eine Fährfahrt von Corumbá aus bis nach Porto Jofre gebucht. Die Überfahrt soll drei Tage dauern und uns so etwa 1000 Strassenkilometer ersparen. Auch Sabine und Andreas, die wir ganz zu Beginn unserer Reise im Pariso Suízo getroffen haben, waren dabei! Insgesamt also drei Fahrzeuge: Ein Hymer aus Deutschland, ein LandCruiser aus Deutschland und ein Jumper aus der Schweiz. Am Hafen von Corumbá stiess dann auch noch ein MAN-Truck aus der UK mit Rachel und Steward zur Flotte dazu. Mit diesen vier Fahrzeugen also, sollte die Flussfahrt losgehen.
Die Überfahrt ist übrigens nichts Touristisches. Es ist vielmehr so, dass die Einheimischen gemerkt haben, dass sie mit der Verschiffung von Overlander zusätzliches Geld verdienen können. Denn das Floss beliefert die Dörfer am Fluss mit Gütern, wie Diesel, Essen und sonstigen Waren, die bestellt wurden. Eine Art Flusskurrier also und wir mit unseren Fahrzeugen mittendrin.
Der Start der Überfahrt gestaltete sich allerdings als sehr harzig! Die Engländer sollten als erstes aufs Floss fahren. Die als Rampe dienenden Bretter wurden allerdings nicht richtig befestigt und so steil positioniert, dass der 7,5 Tonnen schwere LKW beim Hochfahren auf einer Seite runterknallte. Mit den vorderen Rädern war er bereits auf dem Floss, mit einem Rad noch auf einem Brett, mit dem anderen Rad in der Luft und mit der Kabine aufliegend auf dem Floss. Das war eine Aufregung! Die Einheimischen lösten das Problem aber einigermassen gekonnt und so war nach etwa zwei Stunden ein Rettungskran vor Ort, der den schweren LKW-Camper sorgfältig wieder befreite. Lediglich die Trittstufe hat gelitten, ansonsten ist kein weiterer Schaden entstanden. Wir drei anderen Fahrzeuge konnten dann bei einer anderen Stelle mit einer weniger steilen Auffahrt aufs Floss fahren, um einen erneuten solchen Unfall zu vermeiden. Alle freuten wir uns, als gegen 22.00 endlich alle Fahrzeuge an Ort und Stelle waren und wir endlich ablegen konnten! Nach diesem aufregenden Abend mit ungewissem Ausgang – wir wussten ja nicht, wie lange die Bergungsaktion des LKWs dauern wird – schliefen wir alle sehr schnell ein. :)
Auf dem Rio Paraguai durch das Pantanal
Wir genossen die Flossfahrt mit unseren Freunden sehr. Die meiste Zeit verbrachten wir damit, in unseren Campingstühlen vorne am Floss zu sitzen, bewaffnet mit Objektiv und Feldstecher, bereit zur Tierbeobachtung. Leider sahen wir ausser vielen Vögel und einigen wenigen Kaimanen nichts Aussergewöhnliches. Die Stimmung war trotzdem immer sehr gut und ausgelassen. Am Abend mixten wir uns leckere Caipirinhas und genossen das Zusammensein. Die Lichterkette sorgte für eine gemütliche Atmosphäre. Doch die Ruhe wurde am ersten Abend aprupt gestört, als wir plötzlich an Land anlegten und es hiess, dass wir von Bord müssten. Zuerst dachten wir, dass dies nur ein Fahrzeug betrifft, aber dann waren es doch alle… Uns allen war noch das Bild vom heruntergefallenen LKW vor Augen, als wieder diese schmalen Bretter als Rampe aufgebaut wurden. Dieses Mal wurden sie aber gut festgebunden. Jedes Auto bis auf dem MAN Truck fuhr einmal an Land und dann wieder an Bord. Alles geschah im Dunklen und natürlich ganz nach brasilianischer Art, völlig unkoordiniert. :) Nach etwa zwei Stunden aber waren alle Fahrzeuge wieder an Ort und Stelle und die Fahrt ging weiter. Am nächsten Morgen legte das Floss wieder an. Wir alle hofften, nicht nochmals runterfahren zu müssen. Und glücklicherweise war dieser Stopp tatsächlich nicht fürs Abladen unserer Autos gedacht, sondern dafür da, die mitgebrachte Ware an Land zu bringen. Im Sonnenaufgang also wurden unzählige Güter, von Dieselfässern, über Stühle bis hin zu Solarpanels abgeladen. Für uns war das ein speziell schöner Moment. Denn wir befanden uns mitten im Nirgendwo. Das Hafenbüro war mit gerade mal einem Tisch und einem Ordner ausgestattet. Und gefühlt das ganze Dorf war an der Ablade-Aktion beteiligt. Und wir konnten diesem Spektakel einfach zuschauen. Weit weg von einer touristisch «zwäggemachten» Tour, wie wir es sonst halt oft erleben.
Die Jaguar-Bootstour, wo man aber nicht nur Jaguare sieht
Am dritten Tag kamen wir dann am Zielhafen, Porto Jofre, an. Wir waren froh, als alle vier Autos ohne Zwischenfall festen Boden befahren haben. Noch am selben Abend haben wir dann eine Flusstour zur Tierbeobachtung gebucht. Und so ging’s nach einem Ruhetag am übernächsten Tag direkt wieder aufs Wasser, dieses Mal aber auf ein kleines Boot, ohne Fahrzeuge. An dieser Stelle gibt’s nicht viel zu schreiben, ausser, dass wir es einfach unglaublich genossen haben und wieder einmal mehr überwältigt waren von der Natur und allen Tieren. Wir lassen die Bilder sprechen!
Die berühmte Transpantaneira
Von Porto Jofre aus gibt’s nur eine Strasse, die herausführt. Die sogenannte Transpantaneria. Die Transpantaneira gehört in dieselbe Kategorie, wie die Carretera Austral oder die Lagunenroute. Eine Strecke, die (fast) jeder Südamerika-Overlander fahren möchte. Sie führt von Poconé nach Porto Jofre und endet dort als Sackgasse. Da wir ja mit unserem Auto die Flussfahrt bis nach Porto Jofre gemacht haben, konnten wir die Strecke «rückwärts» fahren und mussten nicht hin- und wieder zurückfahren. (klingt das logisch? – sonst schaut gerne unter «Route» auf unserem Polarsteps nach, das macht das Ganze mit den Strecken etwas anschaulicher) Die Transpantaneira ist 147 km lang und führt über 127 Brücken. Die Holzbrücken sollen teilweise in sehr wackeligem Zustand sein, was die Fahrt auch so aussergewöhnlich machen soll.
Im Konvoi mit vier Fahrzeugen fuhren wir also diese weltbekannte Transpantaneira. Die ersten Brücken waren tatsächlich wackelig und in schlechtem Zustand. Unter den Brücken lagen Kaimane und die jeweiligen Fahrer fuhren behutsam über die wackelige Holzkonstruktion. Aber «leider» wurden viele der Holzbrücken neu gemacht. Teilweise sogar betoniert. Sodass der Nervenkitzel beim Fahren der Transpantaneiera gar nicht mehr so gross war, wie das früher wohl einmal war. Einerseits waren wir natürlich froh über diese Entwicklung, die Strecke etwas sicherer Fahren zu können, andererseits hat diese Strecke dadurch den speziellen Charme unserer Meinung nach etwas verloren. Nichts desto trotz möchten wir dieses Abenteuer nicht missen und bedanken uns an dieser Stelle auch nochmals bei unseren beiden «alten» Freunden aus Deutschland Fiona, Felix und Berta und Sabine und Andreas, und unsere neuen Freunde aus England, Rachel und Steward, mit denen wir das Abenteuer Pantanal erleben durften.
Wir sind einmal mehr überwältig von der Natur hier in Südamerika. Die Flora und Fauna hier so nah zu erleben ist unbeschreiblich und wir geniessen es sehr! Wie am Anfang beschrieben, wenn die Reise jetzt vorbei wäre, wäre das nicht tragisch. Aber wenn sie weiter geht, umso besser!
Wunderschön was ihr an Natur und Tiere seht :-)